Der glücklichste Tag in meinem Leben! Ich gehe durch die Uni und erspähe aus dem Augenwinkel ein Plakat. Ich bleibe stehen um es mir genauer anzusehen. "150 Millionen Schilling mehr für Dich" steht da ganz groß drauf! Toll! Dann bin ich ja reich.
von Christoph Weber
Da ich auch noch das tolle Foto unseres lieben ÖH-Vorsitzenden, dem Wolfi, darauf sehe, beschließe ich kurzerhand, diesen sofort anzurufen.
Voller Freude stürme ich zum nächsten Telefon. Auf dem Weg dorthin gehen mir allerlei Gedanken durch den Kopf. Was könnte ich nicht alles mit diesem Geld anfangen.
Eine kleine Südseeinsel! Eine eigene Bierbrauerei! Junge hübsche Hausmädchen, die mich den ganzen Tag bedienen! Oder junge hübsche Hausmädchen, die mir den ganzen Tag Bier aus meiner Brauerei auf der ganzen Südseeinsel nachtragen! Wow! Was für ein Leben!
Doch schon in der Telefonzelle angelangt, holt mich das alltägliche Leben wieder ein. Leider habe ich fast kein Kleingeld bei mir. Doch ich kann mich meiner großen Vorfreude nicht entziehen, und entschlossen opfere ich das ganze lästige Kleingeld, schließlich geht es ja um 150 Millionen! "Wolfgang!" spricht mein Gesprächspartner fragend ins Telefon. Das kann ja dann nur unser Kollege Gattringer sein!
Vor lauter Aufregung vergesse ich natürlich, meinen Namen zu nennen, aber er kennt mich ja. Denn als ich ihn frage, ob das mit den 150 Millionen denn stimme, antwortet er sofort mit ja. Das Problem ist nur, dass da auch schon mein Kleingeld wieder mal im Rachen der Telekom Austria verschwunden ist (und wahrscheinlich nie wieder auftauchen wird).
Laufenden Schrittes eile ich nach Hause, um erneut mit ihm zu sprechen. Wieder meldet er sich mit Wolfgang, und wieder vergesse ich zu sagen, wer ich bin. Aber egal! Wieder auf mein Geld angesprochen, antwortet er mit "Ja das ist richtig!" daraufhin muss mein Gesprächspartner vergessen haben, den Hörer weit weg von seinem Ohr zu halten. Denn auf die nächste Frage nach meinem Jubelgeschrei sagt er nur ein paar Mal "Was?". Noch einmal frage ich ihn: "Und wann und wie bekomme ich das Geld? Werden die ganzen 150 Millionen auf mein Konto überwiesen?"
"So einfach ist das nicht! Es gibt zwar 150 Millionen mehr, allerdings für alle Studenten, die Studienbeihilfe beziehen!" Etwas enttäuscht, dass ich nicht der Einzige bin, der in den Genuss eines wahren Geldregens kommt, und bangend um den wohl folgenden Ausverkauf aller Südseeinseln, sage ich: "Na ja, macht ja nichts! Ich will ja nur wissen, wie ICH zu meinen 150 Millionen komme!"
Das ist der Punkt der Geschichte, an dem mein Tag ruiniert wurde! Doofe ÖH! Gemeiner Wolfi! Versprechen mir da ein Leben ohne Sorgen, und dann das! ALLE Studenten sollen etwas davon haben! Was soll das? Mehr Stipendienbezieher und höhere Stipendien! Pfffff! Was interessiert mich das? ich wollte nicht nur sorgen- und arbeitsfrei mein Studium beenden, sondern mein ganzes Leben auf genau diese Art und Weise!
Wieder einmal schwer enttäuscht, ging ich zurück auf die Uni, wieder mal mit großer Verspätung, die noch größer wurde, als ich Aufheiterung bei den gerade stattfindenden Glühweinständen fand.
Veröffentlicht: Jänner 1999
Nawigator (nawi-info 48 Zeitungsnummer 123529 W90U)
Seite 30
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Ein Gedanke zu „150 Millionen für den Weber“