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The Normans: From Raiders to Kings

The Normans - Lars BrownworthAls die Wikinger Land in Frankreich bekommen, werden sie als Nordmannen bezeichnet, was sich zu Normannen verkürzt, ihr Reich heißt sodann Normandie. Von dort aus erobern sie nicht nur England, sondern auch Sizilien und Süditalien sowie Teile des Nahen Ostens im Zuge der Kreuzzüge.

The Normans: From Raiders to Kings ist ein Gallop durchs Mittelalter auf einem schneller Kriegspferd. Lars Brownworth zieht einen Leser mit hoher Geschwindigkeit durch ein komplexes Thema und bleibt dabei immer gut lesbar. Er präsentiert in Anekdoten und tragikomischen Begebnissen das Leben und Sterben von Normannen, die durchaus so ungewöhnlich waren wie ihre Namen: Rollo the Walker, William Iron-Arm, Tancred the Monkey King, und Robert Guiscard.

Die Schlacht bei Hastings 1066 kennt wohl jeder, die weitere Geschichte der Normannen bietet aber noch viel mehr. Sie siedelten im heutigen Frankreich, England und Italien – und spielten eine große Rolle bei der Entstehung der modernen Welt, wie wir sie kennen. Zuerst waren sie nur Ritter, kaum mehr als einzelne Abenteurer, aber in zwei Jahrhunderten voller Abenteuer und Eroberungen gründeten sie Königreiche von der Nordsee bis Nordafrika.

Das Mittelalter war nicht immer nur düster, sondern auch spannend, intrigenreich und voller witziger Geschehnisse. Somit ist dieses Buch sehr angenehm zu lesen, und ein wenig Bildung bekommt man so nebenbei ab.

The Sleepwalkers – Christopher Clark

How Europe went to war in 1914

Darüber werden wir 2014 noch viel hören und lesen. Wer sich nicht auf irgendwelche Idiotenmeinungen verlassen will, sondern das am besten recherchierte Buch dazu lesen möchte, dem bleibt nur mehr eine Wahl: Christopher Clarks The Sleepwalkers.

The Sleepwalkers von Christopher ClarkTeil 1: erzählt über die Beziehung Serbiens zu Österreich-Ungarn. Es war für Clark sicher nicht schwer, diesen Teil unterhaltsam zu schreiben, da de Politik Serbiens um 1900 hinreichend skurril ist.
Teil 2: bricht mit der Erzählstruktur, um sich vier Fragen zu widmen: Wie kam es zur Polarisierung der Blöcke in Europa? Wie wurde die Aussenpolitik der Grossmächte gestaltet? Wie wurde der unbedeutende Balkan Mittelpunkt einer derart so grossen Krise? Wie führte das internationale System – das dabei war, friedlicher zu werden – einen kontinentalen Krieg herbei?
Teil 3: beginnt die Erzählung wieder mit dem Attentat auf den Kronprinzen Franz Ferdinand und der darauf folgenden Julikrise. Auf welche dann der Grosse Krieg folgte.

Wer war schuld? Entgegen der Geschichtsmeinung, die mit den Unrechtsverträgen von Versailles verbreitet wurde, die die Alleinschuld dem Deutschen Reich zuweisen; entgegen der Meinung des mittlerweile nur mehr senilen Trottels Hugo Portisch der einer veralteten Meinung eines Freundes anhängt, war es auch nicht Franz Joseph ganz alleine. Portisch, man kann auch mehr als drei Bücher zu einem Thema lesen, bevor man seine Meinung ein für alle mal festlegt. Auf die unzählige Literatur zu dem Thema kommt auch Clark zu sprechen, er verweist auf mehr als hundert Seiten auch auf sehr viele dieser Werke. Nur hört er eben nicht auf nach zwei, drei Büchern! Im Juli 1914 waren in beinahe allen Grossmächten kriegerisch eingestellte Männer an der Macht, vor allem Russland und Frankreich waren stark am Aufrüsten, aus dieser Verkettung von Umständen und Persönlichkeiten kam es zur Eskalation: durchaus gewollt von Russland und Frankreich! Nicht unerwartet vom Deutschen Reich.

Christopher Clark hat die komplexen Zusammenhänge sehr gut dargestellt, der Mittelteil ist etwas zäher, aber in den erzählerischen Teilen spielt er eine ungewohnte Stärke und Anziehungskraft aus, man kann das Buch kaum zur Seite legen. Reicht das als Buchempfehlung oder muss ich noch deutlicher werden?

P.S.: Die zahlreichen Notizen am Ende kann man getrost zu Beginn eines Kapitels überfliegen, es sind sehr viele Literaturverweise und nur sehr selten Zusatzinfo, die man lesen sollte.

Fighting in Hell

Fighting in HellPeter G. Tsouras ist mir ja schon untergekommen, mit alternate history wie Rising Sun Victorious und Third Reich Victorious.

Fighting in Hell ist keine fiktionale Geschichte. Absolut nicht. Tsouras nimmt sich die Verhörprotokolle deutscher Offiziere her und veröffentlicht sie. Und das Bild, das diese zeichnen, ist wahrlich kein Schönes.

Zu Beginn des Krieges ging man davon aus, den Krieg noch westlich der Dnepr gewinnen zu können. Somit wäre ein ausgedehnter Feldzug nicht nötig – in Kälte, Schnee, und Dreck. Dass es nicht so kommen sollte, erfahren wir aus erster Hand:
Generaloberst Erhard Raus berichtet über russische Kampfmethoden, von den Taktiken bis zur Luftflotte und dem Partisanenkrieg, vor allem aber über den russischen Soldaten an sich. Hier vergisst er, passend für einen Österreicher, nicht, auf das wirklich wichtige zu achten:

The Russian infantryman was inferior to the German and the Finn only in skiing.

Er darf aber auch über das Klima schreiben und die Probleme, die es mit sich brachte über eine nicht passend ausgestattete Armee. General der Infanterie Dr. Waldemar Erfurth darf hier auch ein Kapitel gestalten, somit nehmen allein die Wetterbedingungen eine Hälfte des Buches ein! Ein weiterer Infanteriegeneral, Hans von Greiffenberg, berichtet dann noch von den russischen Wäldern und Sümpfen: auch keine freundlichen Kameraden.

Womit wir aber auch schon beim strukturellen Schwachpunkt des Buches wären: es wird von kommandierenden Offizieren geprägt. Nicht vom einfachen Soldaten. Somit, ja, es wird auf die Widrigkeiten eingegangen – oft aber aus rein statistischer Sicht, also wievielen Männern die Zehen abfroren. Das zeichnet auch ein Bild, aber dann doch etwas gefühllos und sehr objektiv. Einen subjektiven Einblick erhält man nicht. Dessen sollte man sich bewusst sein, um danach nicht zu enttäuscht zu sein, ansonsten ist es ein sehr interessantes und lesenswertes Buch.